Mein erster Gedanke dazu ist natürlich, dass ich dies vorbildlich und anerkennenswert finde. Dabei kam mir allerdings auch die Überlegung, was wäre, wenn es dieses ganze ehrenamtliche Engagement, die Vereine, Organisationen und unzähligen Initiativen von einzelnen Menschen nicht gäbe? Wäre das Leben in unseren Orten nicht um vieles ärmer und schwieriger? Was, wenn keine Hilfskräfte mehr in den Feuerwehren, den Hilfs- und Rettungsdiensten bei Gefahr und Unfällen unermüdlich ihren Dienst tun und helfen würden? Was, wenn es keine Kirmes, keine Fastnacht, keine Karnevalsumzüge, keine Feste, kein Renneroder Straßenfest, keinen Elsoffer Markt und andere regelmäßigen Treffpunkte mehr gäbe? Was, wenn sich die Menschen und gerade jungen Leute nicht mehr in den Sport-/ Fußballvereinen, Musikvereinen, Kulturvereinen, Chören zu Trainingsstunden, Wettkämpfen, Turnieren, Proben und Konzerten treffen würden? Was, wenn bei Schnee die Loipen nicht mehr gespurt und die Skilifte am Salzburger Kopf sowie am Knoten ruhen würden? Was, wenn die Arbeit in den 23 Ortsgemeinden unserer Verbandsgemeinde nicht mehr individuell in den Gemeinderäten vor Ort gestaltet, sondern fernab, bürokratisch und von Fremden vom Schreibtisch aus geregelt würde? Was, wenn alle altbewährten Traditionen, kirchliche und religiöse Feste und lieb gewonnenes Brauchtum im Jahresverlauf wie z.B. die St. Martinszüge, die Sternsinger-Aktion, das Musikspiel an Ostern und Weihnachten ersatzlos ausfallen würden? Sind nicht schon viel zu viele schöne Traditionen, Ereignisse und Feste in den letzten Jahren verschwunden, zusammengeschrumpft oder werden nur noch von ein paar Unermüdlichen – oft schon älteren Menschen – noch mühsam aufrechterhalten?
Ich will mein diesjähriges Weihnachtsgrußwort dafür nutzen, um Sie, werte Mitbürgerinnen und Mitbürger - gerade auch neuzugezogene und jüngere Menschen, dazu zu ermutigen, einzuladen und zu motivieren, ehrenamtlich in den vielen Vereinen und Organisationen in unserer Verbandsgemeinde mitzuarbeiten, Traditionen zu pflegen oder neue Ideen umzusetzen. Es heißt nicht umsonst: Je mehr Freude wir anderen Menschen machen, desto mehr Freude kehrt ins eigene Herz zurück. Ehrenamtliches Tun schenkt nicht nur Zusammenhalt und Gemeinschaft im Großen, sondern gelebter Gemeinsinn und ein ehrenamtliches Hobby können auch ein guter Ausgleich zum Alltagsstress für jeden einzelnen sein.
Vom englischen Dichter William Shakespeare ist folgendes Zitat überliefert:
„Wie weit die kleine Kerze dunklen Raum erhellt! So scheint die gute Tat in liebloser Welt.“
Diese auch heute immer noch aktuellen Worte bringen meines Erachtens die positive Seite von ehrenamtlichem Engagement und Gemeinsinn auf den Punkt.
Es ist zudem mit wenig Aufwand verbunden, das ein oder andere ehrenamtlich getragene Brauchtum oder Fest in unseren 23 Orten einfach spontan mal zu besuchen, neue Leute kennenzulernen und mit anderen ins Gespräch zu kommen. Nur wenn man sich kennt, entstehen Gemeinschaft und Zusammenhalt. Anonymität und Fremde führen zu mehr Einsamkeit, Egoismus und Streit in unserer Gesellschaft. Gerade der Zusammenhalt, die Gemeinschaft, die gelebten Traditionen und gegenseitige Unterstützung sind doch das, was uns auf dem Land positiv von vielen Großstädten unterscheidet. Das müssen wir uns unbedingt auch für die Zukunft gemeinsam erhalten.
Von Herzen wünsche ich Ihnen, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, sowie Ihren Familien frohe, gesegnete Weihnachtsfeiertage, eine besinnliche Zeit „zwischen den Jahren“ sowie einen guten Start in das neue Jahr. Für das Jahr 2025 wünsche ich Ihnen viel Glück, Erfolg, Tatkraft und Gemeinsinn - vor allem jedoch Gesundheit und Wohlergehen.
In diesen Tagen gelten mein Dank und meine Anerkennung insbesondere allen Menschen in unserer Heimat und in allen Orten unserer Verbandsgemeinde Rennerod, die durch ihr ehrenamtliches Engagement unseren Alltag und unser Leben schöner, freudiger, spannender und sicherer, sprich lebenswerter, machen oder zukünftig machen wollen.
Herzliche Grüße
Ihr
Gerrit Müller
Bürgermeister der Verbandsgemeinde Rennerod